AG-Wohlfahrt warnt vor Folgen von Kürzungen im Sozialbereich

Presseartikel Paderborn (28.06.2024) – Schon ein einziger Schicksalsschlag wie eine schwere Krankheit, ein Un- oder Todesfall kann die Welt einer ganzen Familie aus den Fugen geraten lassen. Dann unterstützen die Beratungsdienste der freien Wohlfahrtspflege die betroffenen Menschen mit Rat und Hilfe. „Diese Hilfsangebote sind elementare Bestandteile unserer Demokratie, nicht umsonst hat Deutschland das Sozialstaatsprinzip im Grundgesetz als Staatsziel verankert. „Ziel der Politik und Gesetzgebung ist es also, für soziale Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen. Dieses Ziel lässt sich jedoch kaum erreichen, wenn in diesem Bereich weiter der Rotstift angesetzt wird“, sagte Ulla Hoentgesberg, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und aktuell Sprecherin der AG Wohlfahrt im Kreis Paderborn zum Auftakt einer gemeinsamen Pressekonferenz der freien Wohlfahrtspflege in Paderborn.Mit der Pressekonferenz laden prominente Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft AG-Wohlfahrt, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Caritas Paderborn und die Caritas Büren, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Paritätische Wohlfahrtsverband die Politik ein zum Dialog. „Wenn wir in diesem sensiblen Bereich sparen, kommt das den Steuerzahlern langfristig viel teurer zu stehen“, sagt Hoentgesberg. Leider sei das Beratungsangebot in Gänze nur den wenigsten bekannt: Ganztagsschulen, Kindertagesstädten, das breite Kur- und Freizeitangebot für Bedürftige, unterschiedliche Beratungsangebote für Zugewanderte, die allgemeine Sozialberatung, die Sucht- oder Schuldnerberatung, um nur einige Beispiele zu nennen. Bereits heute seien all diese Angebote unterfinanziert.Am Beispiel der Schuldnerberatung erklärt der Vorstand des Caritasverbandes im Dekanat Büren e.V., Christian Bambeck, die Folgen von Sozialabbau: Die Schuldnerberatung hilft überschuldeten Menschen, ihre Schulden zu tilgen oder zu reduzieren und die soziale Existenz zu sichern. Kreisweit nehmen rund 1.600 Klienten diesen Dienst in Anspruch, darunter sind 28,3 Prozent Alleinerziehende, 27,3 Prozent durch Erkrankung oder einen Schicksalsschlag betroffene Menschen. Die Schuldnerberatung unterstützt die Betroffenen umfangreich bei ihrem Weg aus der Schuldenkrise. Damit werden sie längerfristig wieder in die Lage versetzt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Denn nicht selten kann Überschuldung zum Verlust der Wohnung und des Arbeitsplatzes führen. „Wer hier spart, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Denn wenn sich die Wartezeiten für die Verschuldeten verlängern, dann droht unter anderem ein weiteres Abrutschen in Sozialleistungen“, so Bambeck.Beispiele wie diese gibt es sehr viele. Die AG Wohlfahrt rief die Sozialpolitiker in Stadt und Kreis Paderborn auf, vor weiteren Kürzungen mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege ins Gespräch zu kommen. Denn bereits jetzt sei die desolate finanzielle Situation der Beratungsangebote belegt. Eine Blitzumfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) aus der vergangenen Woche zeige das eindrücklich. Bei der Blitzumfrage hatten sich bundesweit 8.297 Träger über alle Verbandsgruppen hinweg beteiligt; davon 2.369 aus NRW. Dies sind die wichtigsten drei Ergebnisse: Fast zwei Drittel der Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege mussten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den vergangenen beiden Jahren ihre Angebote einschränken oder ganz einstellen. 63,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Angebote und Leistungen einschränken mussten. Bei 14,7 Prozent der Befragten führte dies sogar dazu, dass Angebote und Leistungen gänzlich eingestellt werden mussten.  Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen. 75,6 Prozent der Befragten erwarten, dass sie 2025 weitere Angebote und Leistungen zurückfahren müssen. Dabei gaben 22 Prozent an, dass Angebote und Leistungen ganz wegfallen könnten. Mehr als 70 Prozent der Einrichtungen und Organisationen befürchten, dass sich die Reduzierung der Angebote negativ auf demokratisches Engagement vor Ort auswirken wird. Vielfach sind die Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege in ihren Quartieren, Städten und Regionen Ankerpunkte für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement. 70,5 Prozent der Befragten sind sich sicher oder befürchten, dass dieses Engagement durch den Wegfall ihrer Angebote und Leistungen ebenfalls zurückgehen wird.Hoentgesberg erinnert die Sozialpolitiker an ihre soziale Verantwortung: „Die fatalen Auswirkungen weiterer Kürzungen in der sozialen Infrastruktur und bei der Förderung von Freiwilligem Engagement auch im Bundeshaushalt 2025 werden sehr bald auf uns alle zurückfallen und unsere Demokratie weiter belasten. Es ist einfach nicht akzeptabel, dass Ungleichheit und Armut die Grundlagen sozialer und politischer Teilhabe gefährden.“ Über die AG Wohlfahrt Die Wohlfahrtsverbände in Paderborn – die Arbeiterwohlfahrt Paderborn, die Caritasverbände Paderborn und Büren, das Deutsche Rote Kreuz Paderborn, die Diakonie Paderborn-Höxter, sowie der Paritätische Paderborn – haben sich zusammengeschlossen mit dem Ziel, die soziale Arbeit weiterzuentwickeln und die bestehenden Angebote zu sichern. Die Mitglieder der AG Wohlfahrt sind zusammen der größte Arbeitgeber der Region im sozialen Sektor. Mit ihrem vielfältigen Spektrum an sozialen Dienstleistungen bieten sie den Menschen Unterstützung und Hilfe: Für Kinder, Jugendliche und Familien, Seniorinnen und Senioren, von Armut Betroffene, Kranke, Verschuldete, Menschen mit Behinderung sowie pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund.

Sozialberatung der Diakonie und ihrer Formularlotsen ziehen Bilanz

Sozialberatung der Diakonie Die Sozialberatung der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. hat im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf den Formularlotsen, die vielen Ratsuchenden durch den Dschungel der Bürokratie geholfen haben.  Die Diakonie ist eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die sich in sozialen Notlagen befinden. Sie bietet umfassende Beratungs- und Unterstützungsleistungen an, um die Lebenssituation der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Das vergangene Jahr war geprägt von Herausforderungen, die durch wirtschaftliche Unsicherheiten, prekäre Wohnsituationen und persönliche Überlastung und Schicksalsschläge verschärft wurden. Die Sozialberatung der Diakonie hat durch ihre engagierte Arbeit dazu beigetragen, dass viele Menschen die notwendige Unterstützung erhielten. Im Mittelpunkt standen dabei Themen wie: Finanzielle Probleme (Beantragung von Jobcenterleistungen, Sozialhilfe und anderen staatlichen Leistungen) Unterstützung bei Behördenangelegenheiten und beim Ausfüllen von verschiedenen Anträgen (z.B. Beantragung von Schwerbehindertenausweisen) Seelische, psychische und körperliche Belastungssituationen (Unterstützung bei der Suche nach Therapeuten und Fachärzten, Möglichkeiten zum Gespräch, um überbelastende und negative Erfahrungen im geschützten Raum sprechen zu können)  Beratung rund um die Themen Familie, Erziehung und Beziehungen (Unterstützung für Familien in Notlagen, inklusive Erziehungsberatung und Vermittlung von Hilfsangeboten) Hilfe bei der Wohnungssuche und beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen. Eine besonders wertvolle Ergänzung der Sozialberatung sind die Formularlotsen der Diakonie. Diese speziell geschulten Mitarbeiterinnen unterstützen die Ratsuchenden dabei, die oft komplexen Anträge und Formulare korrekt auszufüllen. Viele Menschen scheitern an den bürokratischen Hürden und benötigen Hilfe, um die ihnen zustehenden Leistungen zu beantragen. Im vergangenen Jahr haben die Formularlotsen viele Klienten bei ihren Anliegen unterstützt. Dabei haben sie nicht nur beim Ausfüllen der Formulare geholfen, sondern auch erklärt, welche Unterlagen dafür notwendig sind und wo diese besorgt werden können. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind beeindruckend: Dank der Hilfe der Formularlotsen wurden deutlich mehr Anträge erfolgreich bewilligt. Korrekt und vollständig ausgefüllte Anträge führten zu schnelleren Bearbeitungszeiten bei den Behörden. Durch diese Unterstützung konnten viele Fehler vermieden werden, die sonst zu einer Ablehnung der Anträge geführt hätten. Die Ratsuchenden fühlten sich mit ihren Anliegen und Problemen ernst genommen und unterstützt und erfuhren dadurch Verbesserungen in ihrer wirtschaftlichen und persönlichen Situation.Die Diakonie zieht eine positive Bilanz ihrer Arbeit im vergangenen Jahr. Die Nachfrage nach Sozialberatung und Unterstützung durch die Formularlotsen ist ungebrochen hoch. Die Herausforderungen bleiben groß, vor allem angesichts der sich ständig ändernden sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Insgesamt zeigt die Bilanz der Sozialberatung der Diakonie und ihrer Formularlotsen, wie wichtig diese Arbeit für die Gesellschaft ist. Sie bietet Menschen in Not nicht nur kurzfristige Hilfe, sie ermutigt und befähigt die Ratsuchenden, ihre Ressourcen zu sehen und an der langfristigen, positiven Veränderung ihrer Lebensumstände mitzuarbeiten und dadurch die eigene Selbstwirksamkeit zu entdecken. Sie möchten gerne einen Termin vereinbaren?  Ansprechperson:Elisabeth Keller  Tel.: 0176 21 36 35 84 sozialberatung@diakonie-pbhx.de

Geben Sie einen Suchbegriff ein.