Erschreckend, dass in Deutschland Bildung auf Spenden angewiesen ist
In der Schulmaterialienkammer: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Angelika As (r.) und Diakonie-Mitarbeiterin Susanne Bornefeld (l.) erläutern Superintendent Volker Neuhoff die Abläufe bei der Ausgabe der Schulmaterialien. Foto: DPH/Oliver Claes |
Paderborn (dhp). „Ich finde es faszinierend, was hier entstanden ist und was für ein großes Potential an Engagement darin steckt“, sagte Superintendent Volker Neuhoff bei seinem Besuch in der Schulmaterialienkammer der Diakonie im Paderborner Lukas-Gemeindezentrum. „Auf der anderen Seite ist es erschreckend, dass so eine Einrichtung notwendig und in einer reichen Nation wie Deutschland Bildung auf Spenden angewiesen ist“, betonte Neuhoff. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrates der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. Er informierte sich vor Ort über die Arbeit und sprach mit ehrenamtlich Mitarbeitenden und Kunden der Schulmaterialienkammer.
„Ohne die Unterstützung der Lukas-Gemeinde, des Kirchenkreises und der Diakonie wäre es nicht gegangen“, blickte Diakonie-Mitarbeiterin Susanne Bornefeld auf die Anfänge zurück. Mit der Einführung von Hartz IV hatte sie die Notwendigkeit gesehen, bedürftige Familien mit Schulmaterialien zu helfen und so für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. „Das Lukaszentrum ist schon immer ein Ort für Kinder und Familien gewesen. Deshalb passt die Schulmaterialienkammer sehr gut in das Zentrum“, erklärte Christoph Keienburg, Pfarrer des Lukas-Bezirks der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn. In der Schulmaterialienkammer würden die Menschen mit sehr großem Respekt behandelt, das präge die Atmosphäre, so Keienburg.
Dagmar Schmidt, langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin, berichtete von einigen Beispielen für Erfolge der Schulmaterialienkammer. So habe ein Schüler, der von der Kammer unterstützt wurde, sein Abitur mit Eins bestanden. Und eine Schule habe ihre umfangreiche Materialanforderung zum Schuljahresbeginn reduziert, nachdem die Schulmaterialienkammer darauf hingewiesen habe, dass viele Familien diese nicht bezahlen könnten.
Er sei dankbar, dass so viele Menschen die Schulmaterialienkammer unterstützen würden - mit Geldspenden, Sachspenden oder ihrer Zeit als Ehrenamtliche, unterstrich Superintendent Neuhoff. Beeindruckt zeigte er sich von der Flächenwirkung der Einrichtung: „Es gibt viele, die sich davon anregen lassen, etwas für Schulkinder zu tun. Das ist wichtig für unsere Gesellschaft.“
Die Schulmaterialienkammer der Diakonie unterstützt seit elf Jahren Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen kostenlos unter anderem mit Heften, Stiften, Farbkästen und Tornistern. Die Zahl der ausgestatteten Schüler liegt zurzeit bei rund 2000 pro Jahr. Für ihre Arbeit ist die Schulmaterialienkammer auf Spenden angewiesen. Rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisieren die Ausgabe der Materialien. Eine hauptamtliche Mitarbeiterin der Diakonie koordiniert die Arbeit. Die Stadt Paderborn unterstützt die Einrichtung, indem sie den hauptamtlichen Stellenanteil finanziert.